Open minded – Offen bleiben

umwege gehen

Umwege gehen, um ans wahre Ziel zu gelangen
– Weshalb es manchmal besser ist, wenn es anders kommt

Vor ein paar Jahren haben Matthias und ich einen Monat auf der Sonneninsel La Palma verbracht. Wir hatten 2013 an Heiligabend in Thailand auf Koh Samui am Strand geheiratet und seitdem waren wir jedes Jahr am 24.12. und Weihnachten irgendwo, wo es wärmer ist, als in Deutschland.

Weil wir sechs Monate grau in grau nicht so gerne leiden mögen, haben wir überlegt ob es nicht möglich sei an einem wärmeren Ort zu überwintern, bzw. den Winter etwas zu verkürzen, indem wir in einem sonnenverwöhnten Land arbeiten.

Da ich ja vor allem viel konzeptionell arbeite und schreibe und wir durch die Technik auch andere Dinge, wie Rechnungen erstellen und Mails beantworten, usw. von überall auf der Welt erledigen können, stand der Idee ja zunächst einmal nichts im Weg. Zusätzlich hatten wir auch den Einfall, dass es anderen Menschen ähnlich gehen könnte und einige vielleicht auch Lust auf ein Seminar oder Coaching bei uns auf der Sonneninsel hätten.

Während wir die Wärme im Dezember und Januar genossen, arbeiteten wir einige Stunden am Morgen und verbrachten den Rest des Tages mit Erkundungen der Insel und allem Anderen was ein normaler Alltag mit sich bringt. Einkaufen, Kochen, Aufräumen, Lesen, Schlafen usw.

Zur gleichen Zeit war es mir möglich Reitunterricht vor Ort zu nehmen, um meine doch ziemlich rudimentären Reitfähigkeiten auszubauen. Da ich erst seit kurzem meine besondere Leidenschaft und Liebe zu Pferden (wieder-)entdeckt hatte, wollte ich gerne auch ein eigenes Pferd kaufen. Ich recherchierte im Internet und hielt über Socialmedia Kontakt zu dem einen oder anderen Händler.

Bevor wir nach La Palma aufgebrochen waren, hatten wir auch einen frechen 4-jährigen spanischen Hengst gesehen, der uns mit seiner aufgeweckten Art gut gefiel, und wollten ihn, sollte er nach unserer Rückkehr noch da sein, eventuell kaufen.

Nachdem man mir dann jedoch mitgeteilt hatte, dass er schon verkauft wurde, suchte ich während meines Aufenthalts auf der Insel weiter und Matthias wurde bewusst, dass ich es ernst meinte mit dem Pferdekauf. Noch während wir auf La Palma waren, bekam ich Fotos unseres Pferdes Apollo, der mir auf den Fotos zunächst nicht sonderlich gefiel. Aufgrund der Erfahrung, dass mir manche Pferde, auf Fotos sehr ansprechend erschienen, aber dann, wenn ich sie in echt sah mich emotional nicht ansprachen und umgekehrt, war ich dann doch bereit ihn mir einmal vor Ort anzusehen.

Nun, was soll ich sagen, seine wilde ungestühme Art, seine lange flatternde Mähne und seine gesamte Erscheinung führten dazu, dass wir uns für ihn entschieden. Nachdem die Ankaufsuntersuchung durch den Tierarzt positiv verlief kam der Tag, als Apollo in unser Leben trat und blieb.

Von nun an war klar, dass eine Überwinterung so weit entfernt nicht mehr möglich wae, da ich ja nun ein Pferd hatte, das reisetechnisch doch recht unflexibel ist. Zumindest zählen Reisen mit dem Flugzeug nicht zum üblichen Leben eines normalem Freizeitpferdes. Auch eine lange Reise, für 3 Monate bis nach La Palma war nicht pferdegerecht, sodass die Pläne im Ausland zu wohnen zunächst einmal in den Hintergrund traten.

Vulkanausbruch und Zerstörung

Wir hatten uns zu der Zeit auch mit dem Immobilienmarkt dort beschäftigt und überlegt, ob es Sinn machen würde ein Haus zu kaufen. Nun waren einige Jahre vergangen und der Vulkan Cumbre Vieja brach 2021 auf der Isla Bonita aus. Er tobte insgesamt 85 Tage (und 8 Stunden) und zerstörte in dieser Zeit mehr als 2700 Gebäude. In der am dichtesten besiedelte Zone im Westen der Insel, war auch unser Ferienort, wenn wir für eine Woche über Weihnachten die Kanareninsel besuchten.

Am 25. Dezember 2021 wurde der Vulkanausbruch offiziell für beendet erklärt, aber die Insel ist nicht mehr wie sie einmal war.

Ohne einen Pferdekauf im Jahr 2016, hätten wir möglicherweise mehr Zeit auf der Insel verbracht und vielleicht sogar ein Haus gekauft. Vermutlich wäre es von der Lava zerstört worden und in den 85 Tagen hätten wir um unser Leben und Haus bangen müssen.

Es berührt Matthias und mich noch heute emotional, wenn wir uns die Fotos aus 2016 ansehen und dann Bilder aus der Presse und den sozialen Medien, die offenbaren, dass ein großer Teil der Insel für immer unter der Lava begraben ist. Wir haben großes Mitgefühl mit den einheimischen Bauern, die ihre Lebensgrundlage verloren haben, weil ihre Bananenplantagen von der Lava verschlungen wurden und mit allen anderen Bewohnern der Insel, die von der Katastrophe betroffen sind.

Wir sind froh, dass wir einen Umweg genommen haben, auf dem Weg ins Ausland, bzw. uns nun Jahre später dem Auswandern zuwenden.